Der Preis der Stiftung

Die Stiftung prämiert Projekte die in besonderer Weise „Best-Practice-Charakter” haben und sich zur Nachahmung empfehlen. Dazu ruft die Stiftung im Wettbewerb Städte, Gemeinden, Institutionen, Universitäten, Vereine und Private auf, sich zu bewerben. Der Preis ist mit 15.000,- Euro dotiert und wird feierlich an repräsentativen Orten verliehen.

Stiftungspreis 2003

Das beste Konzept für lebendige Museen und moderne Kulturstätten

  • Mit 10.000 Euro dotierter „Stiftungspreis 2003“ geht an Kunstsammlungen Chemnitz
  • Feierliche Preisverleihung im Kaisersaal des Frankfurter Römer
  • Anerkennungen für sechs weitere Kulturstätten


Frankfurt am Main, 10. Dezember 2003
– Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat die Kunstsammlungen Chemnitz mit ihrem diesjährigen Stiftungspreis für das beste Museumskonzept ausgezeichnet. Im Beisein von Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth überreichte der Kuratoriumsvorsitzende Alexander Otto den mit 10.000 Euro dotierten Preis am Mittwochabend, 10. Dezember 2003, im Kaisersaal des Frankfurter Römer vor 200 geladenen Gästen. Das Thema des Stiftungspreis-Wettbewerbs 2003 lautete: „Das beste Konzept für lebendige Museen und moderne Kulturstätten“. Die vierzehnköpfige Jury unter Vorsitz des Architekten Christoph Ingenhoven wählte die Kunstsammlungen Chemnitz aus insgesamt 163 eingereichten Bewerbungen als Preisgewinner aus. Sechs weitere Kultureinrichtungen erhielten Anerkennungen: die Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main, das Museum Insel Hombroich in Neuss, die Museen Haus Lange und Haus Esters in Krefeld, die Zeche Zollverein in Essen, das Neanderthal-Museum in Mettmann und die Kulturstätte „Erfahrungsfeld Freudenberg“ in Wiesbaden. Petra Roth würdigte das Engagement der Museumseinrichtungen: „Ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen und ohne die vielen innovativen Konzepte wäre unsere Kulturlandschaft ärmer.“

 

Nach einstimmiger Auffassung der Jury setzen die Kunstsammlungen Chemnitz mit ihrem Konzept Impulse für die sächsische Stadt und leisten eine Arbeit, die mit ihrem Qualitätsanspruch auch die Anerkennung des Publikums findet. Den Kunstsammlungen Chemnitz, so die Jury, sei es in den vergangenen Jahren beispielhaft gelungen, eine Phase optimistischen Wiederaufbruchs einzuleiten. So haben sich die traditionsreichen Kunstsammlungen zu einem Zentrum für die Chemnitzer Bevölkerung entwickeln können und sorgen damit für ein außergewöhnlich vielfältiges kulturelles Leben in der Stadt. Konzerte, Lesungen und Symposien machen die Kunstsammlungen zu einem Ort lebendiger Stadtkultur.

 

Kuratoriumsvorsitzender Alexander Otto, der den Stiftungspreis in Höhe von 10.000 Euro überreichte, freute sich über die große Resonanz des Preises: „163 eingereichte, hochprofessionelle Museumskonzepte sind eine gute Basis für den Know-how-Austausch der Stiftung auf diesem Sektor.“

 

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ansätze der eingereichten Bewerbungen entschloss sich die Jury, sechs weiteren, besonders innovativen Projekten ihre Anerkennungen auszusprechen – so der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main, dem Museum Insel Hombroich in Neuss, den Museen Haus Lange und Haus Esters in Krefeld, der Zeche Zollverein in Essen, dem Neanderthal-Museum in Mettmann und der Kulturstätte „Erfahrungsfeld Freudenberg“ in Wiesbaden.

 

Das Neanderthal-Museum in Mettmann, das seine Besucher auf eine Zeitreise von vier Millionen Jahren Menschheitsgeschichte einlädt, wurde dabei als besonders besucherorientiert hervorgehoben und gilt aufgrund der Lebendigkeit und Aktivität seines Betriebs als eines der erfolgreichsten Museen der Region.

 

Einen deutlich anderen Hintergrund hat die Kulturstätte „Erfahrungsfeld Freudenberg“ in Wiesbaden. Hierbei handelt es sich um ein vernachlässigtes Schloss am Stadtrand der hessischen Landeshauptstadt, das seit 1993 durch den Verein „Gesellschaft Natur und Kunst“ Stück für Stück saniert wird. Der Besucher kann anhand naturwissenschaftlicher Experimente und beim „Durchlaufen“ eines Weges mit akustischen, optischen und auf Berührung ausgelegten Installationen neue Erfahrungen gewinnen. Das Haus wird zu neunzig Prozent durch Eintrittsgelder und private Einnahmen finanziert und von ehrenamtlichem Engagement getragen. Die Jury beurteilte dies abseits üblicher Wege beschrittene Konzept als besonders erwähnenswert.

 

Als Beispiel für einen gelungenen Strukturwandel mit visionären und zukunftsweisenden Impulsen für die Region wurde von der Jury die Zeche Zollverein in Essen beurteilt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Zeche Zollverein hat sich im Lauf der Zeit von einem der modernsten Steinkohlebergwerke Europas zu einem einzigartigen Design- und Kulturzentrum gewandelt. Heute ist der Zollverein ein multipler Spielort und eine Kulturstätte, Museum und Denkmal. Dabei könnte sich die Zeche Zollverein zu einem neuen Mittelpunkt für die Metropolregion Ruhrgebiet entwickeln, hob die Jury hervor.

 

Als eine ganz besondere Form eines „lebendigen Museums“ würdigte die Jury das „Museum Insel Hombroich“ in Neuss, das als sehr sinnstiftend für die Region angesehen wurde. Hier stehen die der Kunst und den Künstlern gewidmeten Gebäude nach dem Motto „Kunst parallel zur Natur“ immer in direktem Kontakt zur Landschaft. Ausstellungen, Vorträge, Diskussionen und eine stets wechselnde Natur bieten eine ganz besondere Form, das Publikum für Kunst zu interessieren, heißt es in der Begründung der Preisrichter.

 

Einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt die Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main. Seit dem Amtsantritt des neuen Direktors Max Hollein im Jahr 2001 verzeichnet das Haus beachtlich steigende Besucherzahlen und ein hohes Maß an öffentlicher Akzeptanz. Grundlage für diesen Erfolg sind neue programmatische Überlegungen und eine neue sehr zeitgemäße Positionierung, die von der Jury als vorbildlich angesehen wurde. Dabei stehen neben der künstlerischen Qualität auch ein wirkungsvolles Marketing und unternehmerische Verantwortung im Vordergrund.

 

Die Museen „Haus Lange“ und „Haus Esters“, zwei Villen, die der bedeutende Bauhaus-Architekt Ludwig Mies van der Rohe für zwei Textilfabrikanten in Krefeld erbaut hat, wurden von der Jury ebenfalls aufgrund ihrer großen öffentlichen Akzeptanz und Vernetzung in der Region als bemerkenswerte Häuser hervorgehoben. Die Museen gehören zu den Krefelder Kunstmuseen, deren Träger die Stadt Krefeld ist und gelten als wichtiger Marketingfaktor. Sie konnten in den vergangenen Jahren aufgrund der Initiative einer lokalen Stiftung mit privaten und öffentlichen Geldern grundsaniert werden.

 

Die Jury

Christoph Ingenhoven

Juryvorsitzender, Geschäftsführer Ingenhoven Overdiek Architekten

Dr. Rolf Böhme

Oberbürgermeister a.D. von Freiburg

Dr. Albrecht Buttolo

Sächsischer Staatssekretär für Städtebau und Wohnungswesen

Jens Friedemann

Redakteur Frankfurter Allgemeine Zeitung

Dr. Roland Gerschermann

Geschäftsführer Frankfurter Allgemeine Zeitung

Prof. Dr. Bernhard Graf

Leiter Institut für Museumskunde, Berlin

Hermann Henkel

Geschäftsführer des Architekturbüros HPP

Prof. Dr. Wilhelm Hornbostel

Direktor Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

Thomas-Erik Junge

Stadtrat Kassel

Friedel Kellermann

Geschäftsführer des Architekturbüros RKW

Dr. Felix Leibrock

Stadtkulturdirektor Weimar

Prof. Volkwin Marg

Geschäftsführer des Architekturbüros von Gerkan, Marg & Partner

Manfred Ruge

Oberbürgermeister von Erfurt

Peter Strieder

Senator für Stadtentwicklung, Berlin