Der Preis der Stiftung

Die Stiftung prämiert Projekte die in besonderer Weise „Best-Practice-Charakter” haben und sich zur Nachahmung empfehlen. Dazu ruft die Stiftung im Wettbewerb Städte, Gemeinden, Institutionen, Universitäten, Vereine und Private auf, sich zu bewerben. Der Preis ist mit 15.000,- Euro dotiert und wird feierlich an repräsentativen Orten verliehen.

Stiftungspreis 2017

Stiftungspreis-Wettbewerb „die lebendigsten Städtepartnerschaften“

Die Stiftung „Lebendige Stadt“ zeichnen Iserlohn – Chorzów – Nyiregyháza für die „Lebendigste Städtepartnerschaft“ aus

Anerkennung:

  • Bordesholm – Kekava, Münster – York, Pforzheim – Irkutsk
  • Sonderpreis: Köln – Bethlehem und Köln – Tel Aviv-Yafo
  • 320 Bewerbungen
  • 19.000 Preisgeld

Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat Iserlohn, Chorzów (Polen) und Nyiregyháza (Ungarn) für ihre gemeinsame Städtepartnerschaft ausgezeichnet. Gewürdigt wurden insbesondere der umfassende kulturelle Austausch und die Zusammenarbeit der drei Städte bei EU-Projekten. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 15.000 Euro verbunden. Anerkennungen gingen zudem an die Städtepartnerschaften zwischen Bordesholm und Kekava (Lettland), Münster und York (Großbritannien) und Pforzheim und Irkutsk (Russland). Einen Sonderpreis erhielten für ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit Köln, Bethlehem und Tel Aviv. 320 Bewerbungen aus 32 Ländern wurden eingereicht.
Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat im Rahmen ihres Stiftungspreis-Wettbewerbs in diesem Jahr „die lebendigsten Städtepartnerschaften“ gesucht, die von intensivem und inhaltsreichem Austausch geprägt sind und den Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und politischer Systeme fördern. Die Bewerbung musste von den Partnerstädten gemeinsam eingereicht werden.

 

„Städtepartnerschaften sind sehr geeignet, den Dialog auf kommunaler Ebene über Grenzen hinweg aufrechtzuerhalten – gerade wenn sich die staatlichen Beziehungen schwierig gestalten und Nationalismus aufkeimt. Die Bewerbungen zeigen, dass Städtepartnerschaften auch heute noch viele und gerade auch junge Menschen zusammenbringen und ihren Austausch fördern. Dabei schätze ich besonders, dass viele Projekte insbesondere auf ehrenamtlichem Engagement basieren“, so Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Lebendige Stadt“.

 

Die Preisverleihung fand am Mittwochabend (27.09.2017) vor rund 2.000 Gästen in der Hamburger Elbphilharmonie statt. Zu den Laudatoren zählten: Günther Adler (Staatssekretär Bundesministerium für Umwelt und Bau), Olivia Jones (Travestie-Star), Kaspar Kraemer (Architekt und Juryvorsitzender), Lutz Lienenkämper (Finanzminister NRW) und Henriette Reker (Oberbürgermeisterin Köln).

 

Sieger des Stiftungspreises 2017

Iserlohn, Chorzów (Polen) und Nyiregyháza (Ungarn) – Preisgeld: 15.000 Euro

 

1989 ist Iserlohn mit der ungarischen Stadt Nyiregyháza eine Städtepartnerschaft eingegangen. Im Mittelpunkt stand zunächst der kulturelle Austausch. Nach der EU-Erweiterung im Jahr 2004 wurde die Städtepartnerschaft um die polnische Stadt Chorzów erweitert. Die Partnerschaft der drei Städte zeichnet sich inzwischen nicht nur durch intensiven Austausch aus, sondern auch durch die erfolgreiche Umsetzung von EU-Projekten. Dazu wurde von Iserlohn 2007 eine Konferenz mit den drei Städten initiiert, um die Partnerschaft zu einer gemeinsamen Projektarbeit zu entwickeln. In der Folge wurden zahlreiche EU-Projekte umgesetzt. Dazu zählen Workshops für Jugendliche, Fachtagungen zur Emanzipation und eine Konferenzreihe zum Thema Inklusion. Und auch viele Ehrenamtliche übernehmen Verantwortung bei Schüleraustauschen sowie Sport- und Kulturprojekten. Durch die enge Zusammenarbeit entstehen stets neue Verbindungen, die durch Netzwerke in den Verwaltungen und durch ehrenamtliche Komitees gepflegt werden.

 

Anerkennung

Bordesholm (Schleswig-Holstein) und Kekava (Lettland) – Preisgeld: 1.000 Euro

 

1993 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Bordesholm und Kekava gegründet, um die lettische Stadt zunächst nach ihrer Unabhängigkeit beim strukturellen Aufbau zu unterstützen. Dazu trug maßgeblich der Deutsch-Lettische Partnerschaftsverein bei.

 

Zu Beginn stand die humanitäre Hilfe im Vordergrund, vor allem der Ausbau der medizinischen Versorgung. Mit Hilfe von Spendern und Sponsoren wurden u. a. medizinische Geräte, Medikamente, Rollstühle und Schulinventar angeschafft. Ein besonderer Erfolg war die Gründung einer Sozialstation in Kekava, die erste in Lettland und ein richtungsweisendes Projekt für das ganze Land.In den folgenden Jahren entwickelte sich die Verbindung zu einer gleichwertigen Partnerschaft. So findet eine intensive Zusammenarbeit statt – durch regelmäßige Schüleraustausche, christliche Jugendfreizeiten und Firmenpraktika von Schülerinnen und Schülern. Über gemeinsame Workshops erfolgt ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch unter den Verwaltungen. Auch werden EU-Projekte gemeinsam umgesetzt.

 

Anerkennung

Münster und York (Großbritannien) – Preisgeld: 1.000 Euro

 

Die älteste Städtepartnerschaft Münsters wurde im Jahr 1957 mit der Stadt York geschlossen. Nach Ende des Krieges bestand der Wunsch nach Frieden und Verständigung. Heute ist die Partnerschaft geprägt vom europäischen Gedanken.

 

Die Partnerschaft zeichnet sich durch vielfältige Begegnungen aus, die vom Internationalen Büro der Stadt Münster sowie vom Civic Office der Stadt York koordiniert werden. Schon seit langem wird die Partnerschaft durch Bürgerreisen sowie Schüler- und Jugendaustausche gepflegt, wozu auch der enge Austausch der beiden Universitäten beiträgt. Beide Stadtverwaltungen betreiben einen engen Austausch zur städtebaulichen Entwicklung. Seit 2015 haben Mitarbeiter der Stadt Münster zudem die Möglichkeit, Sprachkurse in York zu absolvieren, um ihre Sprachkenntnisse und interkulturellen Kompetenzen zu stärken.

 

Durch die Brexit-Entscheidung müssen Herausforderungen bewältigt werden, denn der Brexit wird zusätzliche bürokratische Regelungen und finanzielle Einsparungen mit sich bringen. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Partnerschaft werden beide Städte in diesem Jahr einen Zukunftsvertrag unterzeichnen, der das Fortbestehen der Partnerschaft untermauert.

 

Anerkennung

Pforzheim und Irkutsk (Russland) – Preisgeld: 1.000 Euro

 

Mit mehr als 7000 Kilometer Entfernung sind Pforzheim und Irkutsk die am weitesten voneinander entfernt liegenden deutsch-russischen Partnerstädte. Der regelmäßige Austausch führte Ende der 1990er Jahre zu einem Freundschaftsvertrag, der im Jahr 2007 in einer offiziellen Partnerschaft mündete.

 

Durch die engagierte Deutsch-Russische Gesellschaft und die Partnerschaftsbüros in beiden Städten werden zahlreiche Projekte betrieben. Dazu gehört der alle zwei Jahre stattfindende Schüleraustausch, wobei bereits im Vorfeld Schüler und Lehrer Themen erarbeiten, die während des Austausches vertieft werden. Dazu zählt u. a. das Projekt „Hey du! Hab Mut zu Multi“, das gegen Diskriminierung aufruft und zeigt, welche Chancen eine multikulturelle Gesellschaft bietet. Auch der Austausch zweier Berufsfachschulen für Zimmerer trägt zum interkulturellen Austausch bei. Lehrer wie Schüler tauschen sich über die Ausbildung aus und es werden praxisnahe Projekte realisiert. Vertieft wird die Partnerschaft auch durch den fachlichen Austausch von Ärzten, Journalisten und Erziehern sowie regelmäßige Treffen von Wirtschaftsdelegationen.

 

Sonderpreis

Köln, Tel Aviv und Bethlehem – Preisgeld: 1.000 Euro

 

Köln ist es immer wieder gelungen, allen politischen Unwägbarkeiten zum Trotz trilaterale Begegnungen zwischen allen drei Städten herzustellen. Köln und Tel Aviv haben bereits 1960 den Grundstein für ihre Städtepartnerschaft gelegt, die 1979 formell unterzeichnet wurde. Den Auftakt dafür bildete der erste kommunal getragene deutsch-israelische Jugendaustausch, der auch heute noch regelmäßig stattfindet. Dies geschah bereits einige Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Fachaustausch im Bereich Jugend- und Sozialarbeit, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert.

 

Die Partnerschaft zwischen Köln und Bethlehem wurde 1996 geschlossen. Sie war die erste und bis 2010 auch einzige deutsch-palästinensische Städtepartnerschaft überhaupt. Vorrangiges Ziel war es dabei, Bethlehem beim Aufbau kommunaler Selbstverwaltungsstrukturen zu unterstützen sowie die Realisierung der Zwei-Staaten-Lösung und den Nahostfriedensprozess auf kommunaler Ebene zu fördern. Ein Erfolgsprojekt ist der regelmäßige Fachaustausch im Bereich der Trainerausbildung und Sportpädagogik, an dem auf Kölner Seite die Sporthochschule, der DFB-Fußballkreis Köln sowie auf Bethlehemer Seite die Universität und die Dar al Kalima-Akademie beteiligt sind. Die Förderung von Frauen bildet den Schwerpunkt und trägt bereits Früchte: So kommt die Mehrzahl der Spielerinnen der palästinensischen Frauenfußballnationalmannschaft inzwischen aus Bethlehem.

 

Rund 600 Veranstaltungen in den letzten 20 Jahren sind Ergebnis dieser städtepartnerschaftlichen Beziehungen, darunter zahlreiche trilaterale Austausche. Ein Höhepunkt war die Nahost-Bürgermeisterkonferenz im Jahr 2011 in Köln. Für zwei Tage trafen sich führende Repräsentanten israelischer, palästinensischer und europäischer Kommunen, um sich über eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit auszutauschen. Die Konferenz hat dazu beigetragen, das gegenseitige Verständnis zu stärken und Mauern partiell zu überwinden.

 

Die Städtepartnerschaften zwischen Köln und Bethlehem sowie Köln und Tel Aviv fördern aktiv die Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Menschen in Deutschland, Israel und Palästina. Die gemeinsamen Projekte und Kooperationen sorgen nicht nur für Lebendigkeit der jeweiligen bilateralen Partnerschaft, sondern auch für gemeinsame Begegnungen und fördern so den Nahostfriedensprozess auf zwischenmenschlicher Ebene.

 

Die Preisjury

Kaspar Kraemer, Kaspar Kraemer Architekten BDA

Hans Jürgen Best, Stadtdirektor Stadt Essen

Dr. Michael Bigdon, Leiter Dezernat für Wirtschaft, Bauen und Umwelt, Hamburg-Nord

Johannes Ebert, Generalsekretär Goethe Institut

Dr. Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin Bad Kreuznach

Walter Leitermann, Referent Deutscher Städtetag

Dr. Kai Pfundheller, Referent Europa-Zentrum Nordrhein-Westfalen

Hans Josef Vogel, Oberbürgermeister Arnsberg

Robert Wagner, stellv. Vorsitzender Institut für europäische Partnerschaften und internationale Zusammenarbeit e.V.

Cornelia Wilkens, Stadträtin Münster, Dezernat Soziales, Integration, Kultur & Sport

Christine Wingert, Leiterin Kontaktstelle Europa für Bürgerinnen und Bürger

Cornelia Zuschke, Stadtplanungsdezernentin Stadt Düsseldorf