Der Preis der Stiftung

Die Stiftung prämiert Projekte die in besonderer Weise „Best-Practice-Charakter” haben und sich zur Nachahmung empfehlen. Dazu ruft die Stiftung im Wettbewerb Städte, Gemeinden, Institutionen, Universitäten, Vereine und Private auf, sich zu bewerben. Der Preis ist mit 15.000,- Euro dotiert und wird feierlich an repräsentativen Orten verliehen.

Stiftungspreis 2011

Die unverwechselbare Stadt

Die unverwechselbare Stadt: Identität, Heimat, Marke

Stiftungspreis 2011

Stiftung „Lebendige Stadt“ zeichnet aus:

Hiddenhausen und Ingelheim sind „unverwechselbare Städte“
• Anerkennungen für Calau, Leipzig, Leutkirch und Posen
• 220 Bewerbungen
• Insgesamt 20.000 Euro Preisgeld

 

Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat am Mittwochabend (9.11.2011) im Dortmunder Signal Iduna Park vor rund 550 Gästen ihren mit 20.000 Euro dotierten Stiftungspreis verliehen. Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs zum Thema „Die unverwechselbare Stadt“ sind die Gemeinde Hiddenhausen (Nordrhein-Westfalen) und die Stadt Ingelheim am Rhein (Rheinland-Pfalz). Aufgrund ihrer überzeugenden Konzepte entschied sich die unabhängige Fachjury, zwei Sieger zu küren. Die ursprüngliche Preissumme von 15.000 Euro wurde auf 20.000 Euro aufgestockt, die sich die Gewinner teilen. Anerkennungen gingen nach Calau (Brandenburg), Leipzig, Leutkirch im Allgäu (Baden-Württemberg) und ins polnische Posen.

 

„Erfreulich ist die umfassende Bürgerbeteiligung in vielen Städten. Die Mitgestaltung fördert bei den Bürgern Identifikation und Heimatgefühl und verleiht ihrer Stadt damit Attraktivität und Lebendigkeit. Trotz leerer Kassen ist es den Bewerberstädten gelungen, Identität zu stiften und sogar eine Marke zu prägen“, so Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Lebendige Stadt“.

Mit einem europaweiten Wettbewerb hatte die Stiftung „Lebendige Stadt“ die „unverwechselbare Stadt“ gesucht. Preiswürdig waren Projekte und Konzepte, die Städte oder Gemeinden Identität verleihen, ein hohes Maß an Identifikation und Heimatgefühl stiften oder sie sogar zur Marke machen. 220 Städte und Gemeinden aus dem In- und Ausland hatten sich beworben. Die Deutsche Bahn AG ist Förderer des Stiftungspreises.

 

Sieger des Stiftungspreises 2011: Hiddenhausen (Nordrhein-Westfalen)

Die ostwestfälische Gemeinde Hiddenhausen setzt auf das Konzept „Jung kauft alt“: Sie vermittelt Beratungsleistungen und bezuschusst Altbaugutachten sowie den Erwerb von Altbauten. Auf diese Weise wurden bereits 133 Häuser saniert; die Umwandlung von Freiflächen in Siedlungsraum wird vermieden. Diese Zusammenarbeit von Verwaltung und Bürgern wahrt nicht nur das Gesicht der Gemeinde und stiftet Identität und Heimat. Sie wirkt auch dem Bevölkerungsrückgang entgegen, indem sich junge Menschen in Hiddenhausen ansiedeln. Die negative Wanderungsbilanz wurde umgekehrt: Inzwischen leben in den vermittelten Altbauten 139 Kinder – 20 Kinder wurden in den geförderten Haushalten geboren.

 

Sieger des Stiftungspreises 2011: Ingelheim am Rhein (Rheinland-Pfalz)

Die Jury hat auch die „Rotweinstadt“ Ingelheim am Rhein als „unverwechselbare Stadt“ ausgezeichnet. Sie ist beispielgebend dafür, wie die Balance zwischen Denkmalpflege und Stadtsanierung gelingen kann. In Ingelheim wurde erst spät die mittelalterliche Kaiserpfalz von Karl dem Großen aus ihrem unbeachteten Dasein hervorgeholt. Bei der Stadtsanierung orientierte man sich an den histori-schen Gebäudeformen des Mittelalters; die einzigartige Bauform der Kaiserpfalz wurde betont und wieder sichtbar gemacht. Die Bürger partizipieren an den Pla-nungs- und Entscheidungsprozessen, die ihr Lebensumfeld beeinflussen. Heute stiftet die Kaiserpfalz nicht nur Heimatverbundenheit und schärft das Geschichtsbewusstsein bei den Bürgern. Sie ist zudem als lebendiges Museum und Forschungsstätte eine touristische Marke. Die Sanierungsmaßnahmen haben die Wohn- und Aufenthaltsqualität gesteigert und das Quartier aufgewertet.

 

Anerkennung: Calau (Brandenburg)

Als Kalauer bezeichnet man sogenannte Wortwitze. Die Stadt Calau in der Niederlausitz gilt als Geburtsstadt des Kalauers: Calauer Schuster kreierten Witze am Fließband, die Mitte des 19. Jahrhunderts als „Kalauer Witze“ publiziert wurden. Die Stadt hat das zu ihrem Markenzeichen gemacht: Zweimal im Jahr erhalten Falschparker „Kalauer statt Knöllchen“ und jedes in Calau geborene Baby erhält vom Bürgermeister ein Lätzchen mit der Aufschrift „Ich bin ein Calauer“. Ein Witze-Rundweg durch die Innenstadt verbindet bedeutende Orte. In Erinnerung an die Calauer Schuster wird der Rundweg von ca. 40 cm großen Schusterjungen in witzigen Posen gesäumt und auf dem Marktplatz soll ein lebensgroßer Schusterjunge aufgestellt werden. Mit dem Konzept wird auf geschickte Weise Altes mit Neuem verbunden und der Kalauer als Markenzeichen der Stadt weiterentwickelt.

 

Anerkennung: Leutkirch im Allgäu (Baden-Württemberg)

Das 1889 gebaute Empfangsgebäude des Leutkircher Bahnhofs war seit den 1970er Jahren ein Schandfleck. Über 80 Prozent der Gebäudefläche war ungenutzt. Die Stadt war nicht in der Lage, die Sanierung zu bezahlen. Ein Kreis engagierter „Bürger-Bahnhof-Botschafter“ gründete eine Bürgergenossenschaft, in der sich fast 500 Bürger und Unternehmen ehrenamtlich engagieren. Zusammen haben sie inzwischen ein Bürgerkapital von über 900.000 Euro eingebracht. Die Bürger sind durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen Miteigentümer ihres Bahnhofs geworden und stehen für das wirtschaftliche Risiko ein. Die Stadt hat eine umfangreiche finanzielle Unterstützung zugesagt. Das Bahnhofsgebäude ist in Erbpacht an die Bürgergenossenschaft übergegangen. Stück für Stück wird nun durch Bürgerengagement ein historisches Element Leutkirchs saniert. Zur Freude der Menschen vor Ort wird der Bürgerbahnhof im Frühjahr 2012 eröffnet.

 

Anerkennung: Leipzig

Die Stadt Leipzig erinnert jedes Jahr mit einem Lichtfest an die Montagsdemonstrationen im Oktober 1989, die ein Meilenstein für die Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 waren. Anlässlich des Lichtfests werden seit 2007 mittels künstlerischer Licht-, Audio- und Videoinstallationen an historischen Orten der Leipziger Innenstadt die Themen Freiheit, Demokratie und Revolution aufgegriffen. Dabei sind die Teilnehmer handelnde Akteure und Symbol der Friedlichen Revolution. Schulen und Hochschulen bringen sich mit Workshops und eigenen Projekten genauso wie Bürger mit Privatinitiativen ein. Rund 40.000 Menschen nehmen inzwischen teil. Das Lichtfest hält das Geschichtsbewusstsein um die Ereignisse der Friedlichen Revolution wach und weckt insbesondere bei jungen Menschen das Interesse für die Ereignisse im Herbst 1989.

 

Anerkennung: Posen

Eine weitere Anerkennung erhielt die polnische Stadt Posen. Sie hat in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, ihre Stadtteile zu revitalisieren und historische Gebäude zu sanieren. Die Bürgerinnen und Bürger sind durch Befragungen, Workshops und Dialogforen eng eingebunden, um Posen zur lebenswerten Heimat zu machen. Ein Symbol für diesen Revitalisierungsprozess ist die 2007 neu gebaute Cybinski-Brücke. Sie verbindet den Stadtteil Srodka mit der Innenstadt und rückt ihn damit näher ins Zentrum. Srodka gilt als vernachlässigter Stadtteil. Kulturelle Veranstaltungen rücken die Brücke seit ihrer Eröffnung ins Bewusstsein der Menschen und sorgen für Belebung. Seitdem verleiht die Brücke dem Stadtteil neue Identität. Die Kandidatur Posens für die „Kulturhauptstadt 2016“ soll diesen Identitätsbildungsprozess zusätzlich voranbringen.

 

Der Stiftungspreisjury 2011 gehören an:

Vorsitzender

Dipl.-Ing. BDA Hermann Henkel

Beirat HPP Hentrich–Petschnigg & Partner GmbH + Co. KG

Ute Bertel

Direktorium der Stadt München und Förderung Bürgerschaftliches Engagement

Hella Dunger-Löper

Staatssekretärin für Stadtentwicklung, Berlin

Dr. Christof Eichert

Vorstand Quandt-Stiftung

Sandra Ertel

Projektmanagerin Marketing & Sales, Roland Berger Strategy Consultant GmbH

Klaus-Peter Gäbelein

Erster Vorsitzender Heimatverein Herzogenaurach e.V.

Dr. Helmut Heymann

Präsident Verband Deutscher Bürgervereine

Prof. Dr. Harald Kächele

Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe

Dr. Uwe Koch

Referatsleiter, Denkmal- und Kulturgutschutz,Museen im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg

Prof. Dipl.-Ing. Elke Pahl-Weber

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn und Beiratsmitglied Deutsches Institut für Urbanistik

Wolfgang Schnurr

Vorstandsvorsitzender DKB Immobilien AG

Hans-Josef Vogel

Bürgermeister der Stadt Arnsberg

Stefan Voß

Geschäftsführer Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH

Dr. Reinhard Wittenberg

Soziologe Uni Erlangen-Nürnberg

Peter Zimmer

Senior Projektleiter Bestellermarketing Bus, DB Regio AG