Fritz Schramma

Würde man eine Umfrage durchführen, bei der die Befragten ihr Vorbild benennen sollten, bin ich überzeugt, dass in dieser Rubrik die ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger allenfalls auf den hinteren Rängen rangieren würden.

Ehrenamtliches Engagement - Mäzenatentum - Stiftungswesen

Liebe Leserinnen und Leser,

würde man eine Umfrage durchführen, bei der die Befragten ihr Vorbild benennen sollten, bin ich überzeugt, dass in dieser Rubrik die ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger allenfalls auf den hinteren Rängen rangieren würden. Dies hängt sicherlich in erster Linie damit zusammen, dass den meisten Menschen nur die bezahlte Arbeit etwas wert ist.

 

Ehrenamtlichkeit aber wird nicht bezahlt, und daher fehlt es leider oft an der Bereitschaft, diese Arbeit zu übernehmen. Umso bedeutsamer ist es, in der Öffentlichkeit verstärkt darauf hinzuweisen, dass es sich wirklich auszahlt, etwas zu tun, womit man weniger oder gar nichts verdienen kann. Die Stadt Köln nimmt die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements ernst – und sie nimmt die Ehrenamtlichen ernst. Schließlich geht es ihnen vor allem um eine bessere Anerkennung ihrer Arbeit – durch die Politik, durch die Medien und durch die Mitmenschen. Mir ist es wichtig, dass die Förderung des Ehrenamtes eine Kontinuität erfährt, denn letztendlich profitieren doch alle Bürgerinnen und Bürger der Rheinmetropole vom Engagement der Ehrenamtlichen.

 

Mit Stolz kann ich sagen, dass in Köln sehr viele Bürgerinnen und Bürger Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen. Aufgrund der großen Tradition Kölns als Kunst und Kulturstadt lag und liegt den Menschen besonders ein breit angelegtes kulturelles Engagement am Herzen. Seit mehr als zweihundert Jahren setzen sich hierfür viele Bürgerinnen und Bürger erfolgreich ein. Sie haben dadurch entscheidend zur Vielfalt im Kulturleben der Stadt beigetragen. Zu nennen sind hier etwa die „Stammväter“ der Kölner Museumslandschaft Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz, die mit der Sammlung von Kunst aus Säkularisationsgut das älteste Kölner Museum gründeten, das heutige WallrafRichartzMuseumFondation Corboud. Oder Peter und Irene Ludwig, auf deren Sammlungstätigkeit das weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Museum Ludwig zurückgeht. Dieser langen Tradition des bürgerschaftlichen Engagements im kulturellen Bereich verpflichtet sind überdies die privaten Initiativen in den Museen und Kulturinstituten, wie z.B. der Kölnische Kunstverein, der Kölner Museumsverein oder die Fördervereine der stadtkölnischen Museen.

 

Doch nicht nur das Mäzenatentum im kulturellen Bereich ist in der Domstadt weit verbreitet. Die Eigenverantwortung von Unternehmen und Privatpersonen für das Gemeinwohl hat auch zur Gründung verschiedenster Stiftungen geführt. Ein charakteristisches Beispiel ist die SK Stiftung Kultur der Stadtsparkasse Köln. Sie fördert Kunst und Kultur in der Stadt Köln und hier vor allem innovative Programme und Projekte. Zudem unterstützt sie künstlerische Produktionen und entwickelt eigene Programme in vier verschiedenen Fachbereichen.

 

Ein weiteres interessantes Beispiel ist die GEW – Stiftung Köln. Ziel der Stiftung ist es, die Chancen der Jugendlichen in der Gesellschaft z.B. beim Start in das Berufsleben oder durch berufliche Qualifizierung gezielt und konkret zu verbessern. 

 

Auch der bekannte Kölner Unternehmer Hans Imhoff, Inhaber des Süßwarenkonzerns Stollwerk AG, hat trotz all seiner beruflichen Erfolge nie das Wohl seiner Heimatstadt vergessen und gründete die Imhoff Stiftung, die Projekte insbesondere aus den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft fördert.

 

Weitere Stiftungsbeispiele aus dem sozialen Bereich sind die Cornelius – Stiftung der Familie Zimmer und Corpus, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kinder drogenkranker Eltern sowie Kinder aus sozial schwachen oder schwierigen Verhältnissen zu unterstützen, sowie die GoldKraemerStiftung, deren Ziel es ist, die Lebensbedingungen geistig und körperlich behinderter Menschen zu verbessern. Und last but not least: die KämpgenStiftung, die körperlich, geistig oder psychisch behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene fördert und unterstützt.

 

Ein weiteres herausragendes Beispiel ist die Gründung des Vereins “Leuchtendes Rheinpanorama”. Auf wesentliche Initiative der Stiftung Lebendige Stadt haben sich hier Persönlichkeiten, Unternehmen und Initiativen zusammengeschlossen, um die Attraktivität des weltberühmten Rheinpanoramas durch eine attraktive Illumination zu steigern, die mit privaten Mitteln finanziert wird.

 

Nicht unerwähnt sollen zudem zwei weitere bürgerschaftliche Initiativen bleiben, die für Köln sehr typisch sind: die Kölner Spielplatzpaten, die auf die vielfältigste Weise wichtige Arbeit leisten, um Köln noch kinderfreundlicher zu machen, ebenso wie das private Engagement von Firmen und Privatpersonen für die Kölner Brunnen.

 

Darüber hinaus engagieren sich zahlreiche Kölner Unternehmen – allen voran die FordWerke AG und auch die Kölner Stadtverwaltung mit Hilfe ihres Personals für das Gemeinwohl und praktizieren aktiv „Corporate Volunteering“. Denn in der Tat stellt soziale Kompetenz eine Eigenschaft mit steigender Bedeutung dar. Das gilt sowohl für den Umgang nach außen, also mit Bürgerinnen und Bürgern, Organisationen, Einrichtungen und Unternehmen. Aber auch nach innen, etwa bei der Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie in der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen.

 

Liebe Leserinnen und Leser,
die technischen, wirtschaftlichen und demographischen Trends der letzten Jahrzehnte haben die Entwicklungsbedingungen für die Städte und das soziale Zusammenleben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner erheblich verändert. Für uns bedeutet das: Wir müssen neue Wege und Rollen definieren, um das bürgerschaftliche Engagement nachhaltig zu erhalten und stärker zu fördern. Aus diesem Grund habe ich die Kommunalstelle FABE – das ist die Abkürzung für Förderung und Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements – eingerichtet. Sie ist die zentrale Anlaufstelle für alle Kölnerinnen und Kölner sowie für alle Vereine, Initiativen und Unternehmen, wenn es um das Thema Ehrenamt in Köln geht.

 

Auch wenn es keine umfassende Statistik über das ehrenamtliche Engagement gibt, ist doch klar, dass es weit mehr sind, als wir ahnen, die sich in Verbänden, Organisationen und Vereinen, in Projekten, Initiativen und Selbsthilfegruppen, in den Kirchen und an vielen anderen Orten für das Gemeinwohl stark machen und Eigenverantwortung übernehmen. Und angesichts ihrer zentralen Rolle bei der Gestaltung unseres Gemeinwesens sollte es uns daher eine angenehme Pflicht sein, diesen Einsatz auch öffentlich besonders anzuerkennen. Ein Baustein in dieser Anerkennung ist in Köln die jährliche Auslobung des Ehrenamtspreises KölnEngagiert.

 

Und die genannten Beispiele zeigen es ganz deutlich: Ohne das vielfältige Engagement der Kölnerinnen und Kölner für ihre Stadt, wäre Köln nicht das geworden, was es heute ist: ein Ort mit reicher Tradition und einer offenen Atmosphäre, die geprägt ist von einem engen Mit und Füreinander. Fest steht, es liegen so viele Möglichkeiten und Chancen im Bereich des Ehrenamtlichen Engagements, des Mäzenatentums und des Stiftungswesens – und zwar für beide Seiten. Daher verstehe ich die Ehrenamtsförderung als eine Daueraufgabe der Kommune, ganz im Sinne des viel zitierten Satzes von John F. Kennedy: „Don’t ask what your country can do for you – ask what you can do for your country!”

 

Fritz Schramma
Oberbürgermeister a.D., Stadt Köln

 

zurück